19.01.2014

Ich habe einen Traum...

Von einer Wirklichkeit der Waldorfschule, wie sie möglich wäre.


Mitten hinein in das Bemühen, eine Wirklichkeit zu schildern, wie sie möglich wäre:

Jeder Lehrer fühlt sich mit der Anthroposophie tief verbunden und geht einen inneren Übungsweg, der in seinem ganzen individuellen Wesen nach außen zu strahlen beginnt. Die einzelnen Lehrer sind jeder auf seine Art wunderbare Vorbilder an Menschlichkeit. In allem, was sie tun, erlebt man ihre tiefe Liebe und zugleich ihr tiefes Verstehen der Kinder und Jugendlichen. Wenn man mit ihnen spricht, spürt man ihre innige, ruhige Aufmerksamkeit – und in ihren Worten und Antworten lebt warmes Verständnis für die Vielfalt des Lebens, auch für seine Probleme. Man begegnet ihnen gern; wenn man es längere Zeit nicht tut, fehlt einem etwas... Die Jugendlichen lieben ihre Lehrer und würden für sie durchs Feuer gehen. Die jüngeren Kinder verehren sie in noch ganz anderer Weise. Tiefe Lehrer-Liebe umhüllt die Kinder, und heiße, unbändige Kinder-Liebe strömt zu den Lehrern zurück...

Die Lehrer wissen, was ihre Kinder brauchen – und sie kennen zugleich die ganze Schule. Mit Begeisterung und Ehrfurcht versuchen Sie jede Woche in gemeinsamem Streben, ihr Verständnis vom Menschenwesen zu vertiefen, sich immer intensiver einzuleben in das, was Rudolf Steiner in Fülle aus seiner Geistes-Erkenntnis heraus geben konnte. Und sie spüren, wie ihnen dadurch Kräfte wachsen – Erkenntniskräfte, Geisteskräfte, seelische Kräfte, moralische Kräfte, Intuitionskräfte... Innige Begeisterung und ein ruhiger, tiefer Strebenswille erwecken Fähigkeiten, die für das gewöhnliche Denken kaum denkbar scheinen und sich in der gewöhnlich bleibenden Seele auch nie entwickeln würden...

Die Lehrer „unterrichten“ nicht, sie bringen das Leben an die Kinder heran. Staunend lernen die Kinder die Welt und ihre Wunder kennen. Mit Begeisterung kommen sie in die Schule, denn das ist es ja, was sie wollen: Die Welt kennenlernen – und durch ihre geliebten Lehrer begegnet ihnen die Welt in einer Lebendigkeit und Wärme, die die Seele unschätzbar nährt! Etwas, wovon sie sich auch später noch Jahrzehnte getragen fühlen werden... Die Kinder folgen der Begeisterung und der Freude ihrer Lehrer – unverbrüchlich wird die wachsende, täglich sich vertiefende Liebe zur Welt. Unerschütterlich wird auch die Liebe zum Lernen, auch zum Üben, zum Immer-besser-Können. Nie hört man „wozu brauche ich das?“, denn die Kinder fühlen die Antwort. Jeder Tag ist eine Entdeckungsreise und wird unbewusst tief empfunden als ein wirklicher, wunderbarer Weg der Menschwerdung. Freudig empfindet die Seele des Kindes, dass sie an jedem Tag sich selbst und der Welt entgegenwächst, entgegenlebt...

Untereinander ist die Begegnung der Lehrer von innigem Verständnis und unverbrüchlicher Treue zueinander geprägt, die aus der Begeisterung und der tiefen Erkenntnis der gemeinsamen Strebensrichtung täglich neu hervorströmt. Verantwortungsgefühl, Geistesmut und die Liebe zu der ungeheuren pädagogischen Aufgabe und zu den Kindern durchströmen wie ein geistiges Lebensblut das tägliche Streben und Tun.

Die Begegnung mit den Eltern ist geprägt von tiefer, weitherziger Menschenliebe. Die Elternabende sind jedes Mal innerliche Höhepunkte des Alltags, denn hier geben die Lehrer nicht nur wunderbare Einblicke in das vielfältige Leben und Tun der Kinder in der Schule, sondern auch tief berührende Einblicke in eine spirituelle Menschenkunde, die das Wesen des Kindes, des Menschen überhaupt, immer tiefer verstehen lassen. Begeisternde Einblicke, die die Seele mit Ehrfurcht erfüllen und in ihr die Sehnsucht erwecken, diesen inneren Entwicklungsweg auch zu gehen, um sich mit einer so wunderbaren Wirklichkeits-Erkenntnis auch selbst immer tiefer zu verbinden und das wunderbare Wesen des Menschen auch in sich wahrhaft in Entwicklung zu bringen...

Der Geist ist immer ein Wunder – denn der reale Geist überwindet in jedem Moment die Naturgesetze, die Naturgesetzlichkeit. Er überwindet Antipathien, er überwindet Schwierigkeiten, er schafft das scheinbar Unmögliche. Er bringt dasjenige in die Welt, was ihr am meisten fehlt und wonach sie sich am meisten sehnt: Weisheit und Liebe. – Und so wird diese Schule dann auch nach außen strahlen. Es bleibt nicht verborgen, dass hier etwas lebt und Wirklichkeit ist, das tatsächlich wie ein Wunder erscheint – aber nichts weiter ist als ein Wahrmachen des Geistes und eines willensstarken Geistes-Strebens und Geistesmutes. Dieses zeigt, was Pädagogik in Wirklichkeit ist, dies zerbricht alle Ideologien, die heute das Bildungssystem, ja die ganze Gesellschaft prägen. Der Ruf eilt durch die Lande – und langsam beginnt man zu erkennen, dass es kein Traum ist, sondern dass es real etwas gibt, was dasjenige wahr machen kann, wovon man immer geträumt hat.

Der Geist. Wenn dieser wirklich geweckt wird, dann kann alles wahr werden, denn er ist dann die lebendige Kraft, der nichts unmöglich ist. Anthroposophie aber ist die Weckerin, denn in ihr lebt das ganze Leben des Geistes, das außerhalb von ihr unerweckt schläft. Es braucht nur eines: eine innere Sehnsucht der Seele, die immer stärker wird...

Siehe hierzu auch die Reaktion der "Erziehungskunst" und meine Antwort: Vom Totschweigen eines Ideals.