Zukunft der Waldorfpädagogik?
Michaelische Gedanken für die Waldorfschule
Ein Versuch, michaelische Gedanken und Fragen zu formulieren, wie sie – so oder in innerlich verwandter Form – im Kollegium einer Waldorfschule leben sollten. | PDF
Warum pflegen wir die Jahresfeste?
Weil wir eine Waldorfschule sind?
Warum pflegt eine Waldorfschule die Jahresfeste?
Was bedeutet es, ein Jahresfest wie Michaeli zu pflegen?
Pflegen wir Michaeli?
Was bedeutet Michaeli überhaupt?
Wissen wir etwas von Michael? Kennen wir Michael? Erleben wir Michael?
Wie tief reicht unsere Beziehung zu Michael? Unsere Verbindung mit Michael?
Können wir das Jahresfest namens Michaeli pflegen, ohne eine Verbindung mit Michael zu haben?
Haben wir eine Verbindung mit Michael?
Michael ist der Geist der Wahrhaftigkeit.
Michael ist der Geist der unbequemen Fragen.
Michael ist der Geist des Kampfes mit dem Drachen.
Im Kampf mit dem Drachen hört alle Bequemlichkeit auf.
Im Kampf mit dem Drachen hört alle Sicherheit auf, alle Tradition, alles Tote.
Im Kampf mit dem Drachen zählt allein völlige Geistesgegenwart.
Was ist der Drache?
Der Drache ist die Verführung.
Verführung zur Abwesenheit der Geistesgegenwart.
Verführung zum Toten, zur Sicherheit, zur Tradition, zur Unwahrhaftigkeit, zur Phrase.
Michael ist der Geist des Mutes.
Mut zur Wahrhaftigkeit.
Mut, dem Wesenhaften ins Auge zu blicken.
Mut, nach dem tiefsten Wesen des Menschen zu fragen.
Mut, seine eigenen Schwächen anzuschauen.
Mut, seine eigenen Schwächen überwinden zu wollen.
Mut, immer tiefer nach dem Wahren, Schönen und Guten zu streben.
Mut, Ideale nicht lächerlich oder weltfremd zu finden, sondern...
Im Streben nach dem wahrhaft Guten gerade das Wesen des Menschen zu erleben.
Michaeli bedeutet, den Mut zu finden, sich selbst als sehr unvollkommen zu erkennen...
Und den starken Willen, nach fortwährender Verwandlung zu streben.
Der Drache sind die eigenen Schwächen – er wirkt in ihnen.
Die größte Schwäche ist ... die eigenen Schwächen nicht sehen zu wollen.
Wir aber sind keine Engel – und schon gar keine Erzengel.
Wir sollen mit aller Kraft danach streben, unsere Unvollkommenheiten zu verwandeln...
Um wahrhaft Mensch zu werden!
Was ist die größte Schwäche des Erziehers?
Der Glaube, das, was er den Kindern beibringen will, schon zu wissen.
Kommt es in der Waldorfschule auf das Wissen an?
Nein, nur wenn es zugleich mehr ist, viel mehr.
Nach einer Wissenschaft suchen wir, die nicht bloß Wissenschaft ist, die Leben und Empfindung selber ist, und die in dem Augenblick, wo sie als Wissen in die Menschenseele einströmt, zu gleicher Zeit die Kraft entwickelt, als Liebe in ihr zu leben, um als werktätiges Wollen, als in Seelenwärme getauchte Arbeit ausströmen zu können.
(Rudolf Steiner, Ansprache zur Eröffnung der Waldorfschule am 7.9.1919)
Sind wir selbst so ganz Mensch, dass wir ganze Menschen erziehen können?
Nein, wir sind es immer wieder nicht – aber wie werden wir es?
Was können wir tun, um immer mehr ganz Mensch, immer mehr wahrhaft Erzieher zu werden?
Welchen Raum geben wir der Selbsterziehung und -verwandlung?
In unserem eigenen Leben? In der gemeinsamen Arbeit?
Wie ernst nehmen wir die zentrale Grundlage der Waldorfschule?
Unser eigenes Werden als Erzieher, als Mensch?
Das sind michaelische Fragen.
Und Michaeli für den Erzieher besteht vor allem darin, sich michaelische Fragen zu stellen...
Und den Mut zu schöpfen, diese Fragen wahrhaftig und voller Willenskraft zu beantworten.
Wer Michael wirklich sucht, findet nicht nur Michaels Wesen, sondern auch das Wesen des Menschen.
Er findet aber auch Michaels Kraft, die ihm fortan beistehen kann, wenn er es will.
Beistehen in allen Drachenkämpfen, die er von nun an zu bestehen hat.
Weil er ihnen nicht mehr aus dem Wege geht, sondern...
Weil er den Drachen erkennt, ihm mutig in die Augen schaut und ihn überwinden will.
Immer wieder.
Eine Lebensaufgabe.
Menschwerdung.
Michaeli.