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Wege in die Zukunft

Wege in die Zukunft – und zu einer wahren Pädagogik.


Die Menschheit hat nur dann eine Zukunft, wenn sie die pädagogische Frage endlich ernst nimmt viel ernster als sie heute irgendwo genommen wird. Wahre Pädagogik steht in jedem Moment vor der Aufgabe, dem Wesen heranwachsender Menschen den Weg zu bereiten. Gelingt dies, dann werden mit diesen Menschen auch Zukunftsimpulse wirksam werden.

Kann sich das Wesen eines Menschen jedoch nicht offenbaren, weil es durch die unzähligen Hindernisse der heutigen Welt verschüttet wird, so ist jedes Mal Unendliches verloren. Wenn man die Frage nicht so tief empfinden kann, hat man von wahrer Pädagogik noch nicht die geringste Ahnung.

Der Lehrer und Erzieher hat also immer die volle Verantwortung für die ihm anvertrauten Kinder und jungen Menschen. Er sollte sich der Schwere - oder man kann auch sagen: Heiligkeit – dieser Verantwortung voll bewusst sein. Jenseits von aller Wissensvermittlung und Lehrplanerfüllung geht es nur um eine einzige Frage:

Dient das, was der Lehrer an die Kinder heranbringt - und vor allem wie er es tut - der wirklichen Entwicklung des Menschenwesens?

Erst wenn einem diese Frage die wichtigste wird, wird man beginnen, etwas von jenem guten Willen zu ahnen, der die erste Bedingung wahrer Pädagogik ist.

Wenn man aber die Frage der Pädagogik so ernst nimmt, wird man von selbst auch die weiteren Bedingungen wahrer Pädagogik erahnen und eine Sehnsucht empfinden, sie zu erfüllen: Eine Sehnsucht nach Selbsterkenntnis und Selbsterziehung, eine Sehnsucht nach wahrhafter Menschenerkenntnis. Man würde mit einer tief ernsten Sehnsucht nach wahrer Pädagogik schließlich früher oder später zur Anthroposophie und zur Waldorfpädagogik kommen - jenseits aller Dogmatik und Vorurteile.

Die Zukunft der Waldorfschulen

Die Waldorfschulen haben nur dann eine Zukunft (die den Namen Waldorfschule zu Recht trüge), wenn sie die Größe und Tiefe des Waldorfimpulses ernst nehmen.

[...] und dazu ist es notwendig, daß Sie die Sache noch tiefer auffassen, daß Sie vor allen Dingen [...] sich klarmachen: es handelt sich darum, die ganze Pädagogik und die ganze Didaktik in ein elementares Gefühl zusammenzufassen, so daß Sie gewissermaßen in Ihrer Seele die ganze Schwere und Wucht der Aufgabe empfinden: Menschen hineinzustellen in diese Welt. Ohne das wird unsere Waldorfschule nur eine Phrase bleiben. Wir werden alles Schöne sagen über die Waldorfschule, aber wir werden auf einem durchlöcherten Boden stehen, bis solche Löcher so groß sein werden, daß wir gar keinen Boden mehr haben, auf dem wir herumgehen können. Wir müssen die Sache innerlich wahrrnachen.
Rudolf Steiner, 17.6.1921, GA 302, S. 94f.


Niemals ist eine Schule eine Waldorfschule, wenn in ihr Lehrer tätig sind, die sich nicht tief mit der Anthroposophie und ihrer lebendigen Menschenerkenntnis verbunden haben. Heute ist es jedoch sogar oft so, dass "Waldorflehrer" nicht einmal mehr ein echtes Interesse an Anthroposophie haben. Die Waldorfbewegung ist heute bereit in eine solche Dekadenz geraten, dass sehr wenig Hoffnung auf eine Wiederbelebung des eigentlichen Waldorfimpulses bleibt.

Die im Grunde einzige Hoffnung wäre eine völlig andersartige Ausbildung, die erst eine wirkliche Grundlage gäbe, um der Aufgabe des Waldorflehrers gerecht werden zu können. Deswegen kann an dieser Stelle nur die Empfehlung eines Buches folgen, in dem alle notwendigen Bedingungen für eine Auferstehung der Waldorfpädagogik geschildert sind:

"Eine Klasse voller Engel. Über die Erziehungskunst" von Mieke Mosmuller.