20.01.2010

Alles darf sein – nur die Wahrheit nicht? Von der Intoleranz der Toleranz

Über Beliebigkeit im Namen der Anthroposophie – und die Erstarrung einer ganzen Bewegung.


Inhalt
Einleitung
Die Angst vor der Wahrheit
Die Schicksalsfrage einer ganzen Bewegung
„Die Bewegung nicht entzweien“?
Es gibt kein Wahres im Falschen 


Einleitung

Es besteht heute eine ungeheure Abneigung – und Furcht – gegenüber klaren Urteilen. Sofort taucht die Frage auf: „Woher glaubst du, die Wahrheit erkennen zu können?“ – Nun, wenn man nicht erkennen könnte (und was sollte man anderes erkennen als eben: Wahrheit), dann wäre die ganze Anthroposophie sinnlos und eine Illusion. Dann wäre aber auch das Denken überhaupt sinnlos und eine Illusion.

Natürlich gibt es die Möglichkeit, auf dem Weg zur Wahrheit zu irren – aber auch dies nur deshalb, weil es Wahrheit und Erkenntnis gibt. Erkenntnis und Wahrheit gehören zusammen wie der strahlend blaue Himmel und der Sonnenschein – selbst wenn es bei strahlend blauem Himmel auch einmal regnen kann...

So groß die Abneigung gegenüber Wahrheiten, die man selbst zunächst nicht nachvollziehen kann oder will, auch ist – noch schlimmer wird es, wenn Namen genannt werden, wenn konkrete Menschen betroffen sind.

Es ist heute geradezu ein Sakrileg, auszusprechen, dass dasjenige, was jemand sagt, schreibt oder glaubt, nicht wahr sei. Wenn man sich von Vorwürfen befreien will, ist dies im Alltag gang und gäbe: „Das ist nicht wahr!“ Dies zeigt zugleich, dass im Alltag fortwährend Behauptungen übereinander geschehen und „normal“ sind. Doch je höher und umfassender und gewichtiger die Dinge werden, von denen man spricht, desto kritischer, heikler und „verbotener“ wird es, davon überzeugt zu sein, dass jemand etwas Unwahres gesagt hat – und dies auch auszusprechen.

Dabei sollte gerade auf der Alltagsebene eine große Vorsicht walten, auch im Kleinsten über jemanden zu urteilen, Urteile über etwas zu bilden – gerade hier sollte man alles und jeden in seiner Eigenart sein lassen, wie er ist, Fehler übersehen, nicht auf seinem Recht beharren usw. – Wo es dagegen um große Wahrheiten geht, sollte man doch gerade um die Wahrheit ringen? Wenn es Wahrheit gibt (und das ist so!), dann geht es doch gerade dort um etwas? Nämlich um ein wirkliches Sich-Verbinden mit der Wahrheit, ein Sich-zueigen-machen. Bleibt man in der Indifferenz, im Zweifel oder in der Beliebigkeit, kann die Wahrheit nicht Eigen-tum des Ich werden, kann das Ich sich nicht zum Geistigen erheben...

Die Angst vor der Wahrheit

In unserer „Kultur des Diskurses“ hat man nicht mehr nur Angst, jemandem Unrecht zu tun, sondern man hat geradezu Angst, sich überhaupt in Bezug auf die von einem Menschen behauptete Wahrheit zu äußern. Man äußert sich gegenüber allem Möglichen, das Persönliche ist keineswegs ein Heiligtum, im Alltag geht das bis zum Mobbing – aber das, was jemand als „seine Wahrheit“ verkündet, gilt als unantastbar. Sei es, aus eigenem Empfinden, sei es, weil man weiß, dass sich, wenn man etwas sagen würde, sofort die ganze Meute der „Hüter der Toleranz“ auf einen stürzen würde, um den Frevler in der Luft zu zerreißen.

In jedem Fall führt das Toleranz-Dogma zu einer inneren Zensur – die sogar schon im eigenen Denken liegen kann. Man gestattet sich bestimmte Gedanken gar nicht mehr (weil man ja „tolerant“ sein will und muss) – und verzichtet so auf seine Urteilsfähigkeit, auf die es doch gerade in der Anthroposophie so sehr ankäme.

Eine wahre Geisteswissenschaft würde zuerst nach dem Geist und der Wahrheit fragen – und nicht danach, ob das, was man findet, vielleicht die „Wahrheit“ eines anderen Menschen widerlegt. Ja, es wäre sogar vollkommen belanglos, ob die errungene Erkenntnis die eigene bisherige Wahrheit widerlegt! Der Wahrheitssucher sucht nach der Wahrheit. Und diese Wahrheit wird ihm um so wichtiger, je mehr er erkennt, dass im Geiste Unwahrheit und Lüge sich immer weniger unterscheiden – und dass eine Unwahrheit nicht einfach ein theoretisches Abstraktum ist, sondern eine Realität, die ganz real die Wahrheit bekämpft. Deswegen ist das Aufzeigen und Richtigstellen einer Unwahrheit sogar ein Dienst an jenem Menschen, der ihr bisher erlegen war. Auf all diese Dinge hat Rudolf Steiner deutlich hingewiesen.

Aus all diesen Gründen ist die heutige Furcht vor jeglicher Wahrheitssuche, in die durch ihre unterschiedlichen Überzeugungen Personen verwickelt sind, nicht im Geringsten verständlich. Verständlich ist diese Furcht nur, wenn man sie als generelle Furcht vor dem Geist erkennt – und als verinnerlichtes Toleranz-Dogma. Hat man früher Menschen für ihre „andere Wahrheit“ gehasst und getötet, so verfällt man jetzt dem anderen Extrem – dem Gebot: Du sollst die Wahrheit eines anderen nicht öffentlich anzweifeln!

Wer dieses Gebot übertritt, wird im übertragenen Sinne öffentlich gesteinigt – entweder durch eine absolute Zensur seiner Aussagen, oder durch sich überschlagende Urteile über seinen angeblichen Hochmut, arroganten Wahrheitsanspruch, seine Lieblosigkeit usw. – Was man dabei völlig übersieht, ist die Tatsache, dass jemand, der dieses Toleranz-Dogma in der heutigen Zeit übertritt, sehr gute Gründe haben muss, wenn er sich alledem aussetzen will. Man übersieht, dass er ein Wahrheitssucher sein wird, der die Wahrheit so liebt, dass er bereit ist, die „Wahrheit“ eines anderen anzuzweifeln und dem Sturm der Entrüstung zu harren.

Vor allem aber übersieht man, dass das kollektive Toleranz-Dogma gegenüber einer Sache so intolerant wie nur irgendetwas ist: Richtet sich eine Wahrheit öffentlich gegen eine andere, wird sie gnadenlos geächtet! Sie wird hochmütig, arrogant und lieblos als Übertretung des allgemein anerkannten Dogmas entlarvt... Zählt also nur die Tatsache, wer zuerst etwas als Wahrheit verkündet? Denn es ist doch wohl deutlich, dass es in vielen Fällen unmöglich ist, dass zwei Wahrheiten nebeneinander gelten können.

Wenn jemand behauptet, das, was er sagt, sei Anthroposophie oder stimme mit ihr überein – dann kann er Recht haben oder auch nicht. Das Toleranz-Dogma jedoch gebietet, über diese Frage zu schweigen, weil alles andere ihm zu nahe treten würde... Mit anderen Worten: Von sich darf jeder alles behaupten, gerade in Bezug auf die höchsten Wahrheiten! Man darf alles unter dem Namen der Anthroposophie behaupten – aber zu behaupten, dass jemand hierbei die Unwahrheit sagt, ist ein Sakrileg!

Eine völlig verkehrte Welt – und das nur, weil man nicht in der Lage ist, zwischen behaupteter Wahrheit und Person zu trennen. Nur deshalb kann das Heiligste von jedem für seine „Wahrheiten“ eingespannt werden – und ist jedes Wahrheitsringen unter den wachsamen Augen der Toleranz-Sittenwächter untersagt. Freies Geistesleben? Eine reine Illusion!

Die Schicksalsfrage einer ganzen Bewegung

Am allerschlimmsten wird es, wenn man es wagt, Fragen aufzuwerfen, die eine ganze Bewegung betreffen. Eine solche Frage ist die nach dem Verhältnis zwischen dem realen Wesen und der heutigen Realität der Waldorfpädagogik.

Dies ist dann nicht nur ein einfaches, sondern ein tausendfaches Sakrileg – denn so viele Menschen sind betroffen. Das entsprechende Dogma lautet: Jeder Waldorflehrer tut sein Bestes, und „wir alle“ verwirklichen das Wesen, so gut wir können. Das heißt aber nichts anderes als: Die Behauptung, dass eine Bewegung versagt, ist eine Unmöglichkeit in sich.

Man sieht, wie durch ein solches Dogma alles in die Starre gerät. Man erteilt sich eine immerwährende Selbst-Absolution. Mit dieser Begründung ist alles entschuldbar, nie etwas falsch. Die Fehlentwicklungen können noch so gravierend sein – in Wirklichkeit gibt es sie nicht! Jedenfalls kann niemand etwas dafür – kein einzelner, und die „Bewegung“ schon gar nicht...

Um es ganz klar zu sagen: Es geht hier nicht um irgendeine „Schuldfrage“. Aber es geht sehr wohl um allerwichtigste Erkenntnisfragen. Die Erkenntnis, dass dieser oder jener oder auch „wir alle“ schuld an großen Versäumnissen sind, ist im Grunde wertlos oder irrelevant. Aber die Erkenntnis, dass Versäumnisse und gravierendste Fehlentwicklungen existieren, ist von allergrößter Wichtigkeit!

Es geht nicht darum, diese jemandem zuzuschreiben, sondern sie als solche zu erkennen, ihre Existenz anzuerkennen, nicht mehr zu leugnen – und nach Wegen zu suchen, das Notwendige und Heilende zu tun.

Wenn man jedoch in der Abwehr verbleibt; in dem Angriff auf denjenigen, der auf Versäumnisse hingewiesen hat; in der Meinung, dieser wolle einem etwas anhängen – dann geht es einem noch nicht um die Erkenntnis und um die Heilung, sondern nur um die eigene Rechtfertigung.

Unabhängig von der Frage, ob jemand „Schuld“ daran hat, geht es um die Frage: Verliert die Waldorfbewegung mit rasenden Schritten ihre reale Spiritualität oder nicht? Dabei muss man nicht nur auf sich schauen – das auch –, aber vor allem auf die Bewegung als Ganze, auf sein ganzes Kollegium, auf alle Schulen. Verliert die Bewegung ihr tiefes Streben nach Verinnerlichung und spiritueller Arbeit und hat sie dieses schon verloren – oder nicht?

Entscheidend ist die wahrhaftige Antwort. Und entscheidend ist nach der Antwort nicht irgendeine Schuldfrage, sondern die Frage, wie es anders werden kann. – Es sei denn, die Antwort lautet: Nein, es ist alles ganz wunderbar, in der heutigen Waldorfbewegung lebt eine tiefe Spiritualität. Oder: Ja, sie hat all dies großteils schon verloren, aber wir leben nun einmal in einer anderen Zeit mit anderen Aufgaben...

Man möge nicht die Frage bekämpfen oder totschweigen – sondern eine Antwort geben!

„Die Bewegung nicht entzweien“?

Gerade die besten Geister tragen zur Herrschaft des Toleranz-Dogmas und zur Fortdauer gegenwärtiger Entwicklungstendenzen bei, indem sie die Ansicht vertreten, „Kritik“ sei immer schlecht. Man könne nur selbst nach Kräften das Beste tun – und im übrigen auf das Beste hoffen. Das ist natürlich in gewisser Weise richtig. Dennoch wird durch diese Ansicht jeder „Weckruf“ unmöglich – denn er gilt ja a priori immer schon als „Kritik“. Man muss also zu Fehlentwicklungen schweigen, weil alles Sprechen per definitionem die Dinge „nur noch schlimmer“ macht.

Dieser halben Wahrheit liegt die Tatsache zugrunde, dass bloße Kritik in der Regel wirklich unfruchtbar ist, was wiederum damit zusammenhängt, dass man heutzutage ebensowenig fähig ist, konstruktive Kritik zu geben, wie Kritik zu ertragen und für sich fruchtbar zu machen. Die Angst vor „Kritik“ und jeglicher Aussage, die als „Kritik“ verstanden werden könnte, gründet sich also in einer allgemeinen Unfähigkeit.

Wenn man aber Fähigkeiten nicht übt, können sie sich auch nicht entwickeln. So stützen sich die Dogmen „Kritik ist immer unfruchtbar“ und „Jeder Hinweis auf etwas Mangelhaftes ist immer schon Kritik“ gegenseitig – und beide zusammen stützen das große Dogma von „Toleranz“ und der „Relativität“ aller Wahrheit. Auf diese Weise gerät alles in die völlige Beliebigkeit und Erstarrung, denn letztlich ist dieses Dogma auf alles anwendbar: Wenn jemand auf irgendetwas hinweist, kann man sogleich entgegnen: „Dir passt wohl nicht, wie es jetzt ist?“

Es dürfte deutlich sein, dass mit dieser dogmatischen Spirale von angeblicher Kritik und entrüsteter Abwehr die Frage nach der Wahrheit schon von Anfang an aus den Augen verloren wird...

Man sollte sich sehr klar machen, dass angesichts dieser Tatsachen die Entwicklungsfähigkeit und sogar die Lebensfähigkeit einer Bewegung ernsthaft gefährdet ist! Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass sich jeder Impuls sehr schnell in sein Gegenteil verkehrt bzw. in die Veräußerlichung gerät. Man bedenke nur einmal: Wenn man zu Fehlentwicklungen sogar schweigen soll, ist es doch geradezu zwangsläufig so, dass sie eintreten und fortdauern werden?! Und wenn das Schweigen zum Dogma wird, wird man ihnen gegenüber sogar blind werden...

Die angebliche „Harmonie“ und „Einheit“ der Bewegung ist zu einem Dogma geworden, wenn sie als Argument benutzt wird, dass man zu Fehlentwicklungen schweigen solle, um die Bewegung „nicht zu entzweien“. Denn dann ist sie ja immer schon entzweit zwischen denjenigen, die die Fehlentwicklungen sehen (wollen), und denen, die es nicht tun. Man kann nur versuchen, die Entzweiung wieder zu heilen – dafür muss man aber die Fehlentwicklungen sehen und angehen wollen! Eine Einigung ist keinesfalls in Sicht, wenn man sich fruchtlos streitet, erst recht nicht, wenn der Streit blind hin und her geht – aber schon gar nicht, wenn man die heilenden Impulse verschweigen muss.

Man kann Mieke Mosmuller nicht vorwerfen, dass sie eine „schlimme Frage“ aufgeworfen hat und „Schaden über die ganze Bewegung herabruft“! Entweder, sie hat auf wahre, schwerwiegende Fehlentwicklungen hingewiesen, oder ihr ganzes Buch in allen drei Teilen wäre nicht wahr. Zu dieser Frage muss man sich stellen.

Es gibt kein Wahres im Falschen

Es ist ganz offensichtlich, dass die Waldorfbewegung und die anthroposophische Bewegung ein großes Problem mit „Kritik“ hat – und dass sie gerade darum all das verliert, was sie auszeichnen müsste. Um diesen fortwährenden Verlust zu verhindern, müsste man ihn sehen wollen, jenseits von aller Angst vor „Kritik“ oder der Wahrheit selbst.

Soll man also schweigen, weil „Kritik unfruchtbar ist“? Selbst wenn die Bewegung fortwährend ihr eigentliches Lebenselement verliert? Scheinbare Harmonie um ihrer selbst willen? Das Leid, das doch das Leid der Waldorfpädagogik selbst ist, in sich verschließen, damit die Fehlentwicklungen weitergehen können? Zusammenhalten, alle schmerzlichen Fragen ausschließen? Weil man sie nicht zulassen will – oder weil man sie gar nicht mehr versteht?

Wenn man nur halbwegs ernst nimmt, was Rudolf Steiner zur Wahrhaftigkeit gesagt hat, kann man all dies nicht mehr nachvollziehen. Das Wahre und Gute braucht absolute Wahrhaftigkeit. Wenn man aber zu dem Unguten schweigt (oder schweigen „muss“), ist man nicht wahrhaftig – und man dient den Fehlentwicklungen, ob man will oder nicht. Adorno sagte einmal: Es gibt kein Wahres im Falschen.

Man könnte die naive, wunschvolle Hoffnung haben, dass sich alles zum Guten wenden werde – aber wenn man mit objektiven Augen die Entwicklung anschaut, sieht man doch, wie es immer schlimmer wird! Seit Jahren schon kann man mit der Spiritualität der Anthroposophie und Waldorfpädagogik nicht mehr umgehen, ist man geradezu hilflos – und schon jetzt und in wenigen Jahren erst recht wird man von dieser Spiritualität auch gar nichts mehr wissen wollen. Man wird sie wie einen unliebsamen Fremdkörper regelrecht ausstoßen. So ist es doch jetzt schon?

Und man will (oder soll) schweigen, um den „inneren Zusammenhalt“ nicht zu gefährden? Den Zusammenhalt von was? Den Zusammenhalt der sich veräußerlichenden Waldorfpädagogik? Den Zusammenhalt derer, die finden, es gehe auch ohne tiefe, ernste, gelebte Spiritualität ganz gut, ja sogar besser, angenehmer? Das ist ein Zusammenhalt der Unwahrheit, der sich selbst gegen alles abschottet, was aus den geistigen Welten einströmen könnte, einströmen möchte, wenn man es denn mit der Spiritualität dieser Pädagogik ernst meinen würde!

Man kann nicht zwei Herren dienen – entweder man ist dem spirituellen Impuls treu, oder dem Kreise derer, die von ihm immer weniger wissen wollen. Gewiss, man muss von diesem Impuls auch in seinem eigenen Tun zeugen – aber das tut man nicht, indem man schweigt.

Es geht dabei absolut nicht um „innere Kämpfe, die nach außen getragen werden“. Es geht auch nicht um irgendwelche Streitereien um Einzelheiten, wo jede Seite subjektiv und relativ Recht haben kann. Sondern es geht um die Essenz der Waldorfpädagogik, um ihre Spiritualität, die ganz einer immer weiter fortschreitenden Veräußerlichung zum Opfer fällt, weil keiner sich darüber aufregt, sondern all das scheinbar völlig in Ordnung ist, weil alle dazu schweigen! Was die „äußere Welt“ denkt, ist völlig irrelevant, es geht um das innere Überleben des Impulses, der sich in einem Todeskampf befindet!

Im heilpädagogischen Kurs fühlt Rudolf Steiner sich einmal gezwungen, scharfe Kritik an den Hörern zu üben, weil die Dinge einfach so hingenommen werden, ohne jede Begeisterung. Wieviel schlimmer ist es, nicht nur die eine oder andere geisteswissenschaftliche Mitteilung ohne Begeisterung hinzunehmen, sondern den Verlust der Anthroposophie selbst, der Spiritualität selbst einfach hinzunehmen bzw. dazu zu schweigen?

Ein kollektives Schweigen. Man will die „Bewegung“ nicht gefährden... Und unversehens ist man schweigend, still und leise etwas ganz anderes geworden. Vielleicht immer noch eine „Bewegung“, aber eine, die ihr eigenes Wesen verraten hat...

Hätte Christus schweigen sollen, als der Gottesdienst im Hause seines Vaters derart in die Veräußerlichung geraten war? Hätte der Täufer schweigen sollen? Hätte Martin Luther schweigen sollen? Hätte Rudolf Steiner schweigen sollen (denn er hat vieles, vieles kritisieren müssen)? Würde er schweigen, wenn er die heutige Situation der Waldorfpädagogik auf Erden erleben würde?