02.06.2010

Eine öffentliche Klarstellung

Eine öffentliche Klarstellung angesichts einiger möglicher Missverständnisse.


Ich wurde von einem Vorstandsmitglied der "Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners" darauf hingewiesen,
dass immer mehr der Eindruck entstehe, meine Auffassungen seien zugleich Aussagen der "Freunde der Erziehungskunst". Daher möchte ich an dieser Stelle gern einige Dinge verdeutlichen, von denen ich annahm, sie seien selbstverständlich.

Ich würde mir zutiefst wünschen, dass man gerade dort, wo es einem um die Waldorfpädagogik und die Anthroposophie geht, immer mehr zu einem Verständnis des Individuellen kommt...

Selbstverständlich sind meine Auffassungen nicht Aussagen oder Auffassungen "der Freunde der Erziehungskunst"! Überhaupt unterstützt der Verein "Freunde der Erziehungskunst" die Waldorfinitiativen weltweit in finanzieller und materieller Hinsicht, ist also im wesentlichen auf wirtschaftlichem Felde im Sinne der Dreigliederung tätig.

Die Frage, die ich auf meiner Webseite immer wieder berühre, ist eine ganz andere. Hier geht es um das Geistesleben, um das Ringen um die reale Idee der Waldorfpädagogik. Es geht mir in meinen Aufsätzen um die Frage der geistigen Substanz der Waldorfbewegung und um die Bedeutung der inneren Vertiefung und Entwicklung des Menschen. Um das wahrhaft spirituelle Streben – einzeln und in Gemeinschaft.

Ich bin davon überzeugt, dass das ernsthafte Streben nach einer inneren Vertiefung den Mittelpunkt der Waldorfpädagogik bilden muss, wenn sie im Sinne Rudolf Steiners verwirklicht werden will – und dass diese allerwichtigste Frage in der Realität bei weitem nicht den Stellenwert hat, den sie haben müsste. Diese Überzeugung vertrete ich auf meiner privaten Webseite, und aus dieser Überzeugung heraus schreibe ich, was ich schreibe.

Mir geht es dabei nicht um Persönliches. Mir geht es nicht darum, irgendjemanden zu beleidigen oder schlecht zu machen. Es geht mir um die reale Idee der Waldorfpädagogik, um das wirkliche, reale Erfassen der Bedeutung der inneren, moralisch-spirituellen Vertiefung. Ich sehe dies als absolut notwendige Grundlage für eine Verwirklichung dieser realen Idee. Alles Andere, was nicht auf dieser Grundlage aufgebaut wird, geht in Richtung einer Veräußerlichung, die insgesamt – und das ist nicht nur meine Ansicht – schon weit fortgeschritten ist und immer weiter fortschreitet.

In der Waldorfpädagogik geht es um die Idee des Menschen. Diese Idee ist aber nichts Abstraktes. Solange man nicht innerlich intensiv um die Idee des Menschen ringt, bleibt aber alles abstrakt – nicht nur diese allergrößte Idee, sondern auch alles andere.

Solange man über die "Menschenkunde" und ihre "Erkenntnisse" nur spricht, damit vielleicht sogar in den akademischen Diskurs eintritt, bleibt es abstrakt – und wird immer abstrakter. Man muss die Idee real erleben – immer realer und mit immer mehr Bewusstsein. Darauf muss sich das Streben richten, ein immer stärkeres Streben – nur dann wird man die Abstraktheit überwinden.

Das konkrete Engagement im Alltag, der Unterricht mit den Kindern und so weiter, ist unbezweifelbar und auch oft bewundernswert. Und dennoch steht auch die Waldorfbewegung vor Herausforderungen und Problemen – nicht zuletzt im Menschlichen, im Umgang mit den jungen Menschen, zwischen Kollegen, zwischen Lehrern und Eltern. Alle diese Probleme sind Ausdruck der Tatsache, dass die Frage der inneren Vertiefung auf den Menschen wartet. Dass die Idee des Menschen selbst gleichsam darauf wartet, erkannt zu werden – und zwar so real, als eine solche Realität, dass sie zugleich damit beginnt, verwirklicht zu werden. Der Kern alles Strebens müsste sich auf dieses Erfassen der Idee in der Wirklichkeit richten.

Um ein Bewusstsein für diese zentrale Aufgabe geht es mir.