07.09.2009

1919-2009 – wo steht die Waldorfschule heute?

Vor 90 Jahren wurde die erste Waldorfschule gegründet. In diesem Herbst wird ein Jubiläum gefeiert – doch gibt es einen Grund zum Feiern? Wo steht die Waldorfschule heute? Ein Blick auf Rudolf Steiners Eröffnungsansprache – und ein sorgenvoller Blick in die Wirklichkeit. | PDF


Inhalt

Rudolf Steiners Worte vom 7. September 1919
Ein flammender Aufruf zu realem Geistesstreben
... und die reale Situation
Vom Fehlen wahrer Grundlagenarbeit
... und den sich entwickelnden Symptomen
Eine neue Webseite: Vom Wesen der Pädagogik


Am 7. September 1919 eröffnete Rudolf Steiner die erste Waldorfschule mit einer Ansprache, die in begeisternden Worten schilderte, welcher Geist in dieser Waldorfschule, in den Erziehern dieser ersten Waldorfschule leben sollte – aus welchem Geist heraus sich eine lebendige Erziehungskunst verwirklichen lassen würde.

Es ist für die Waldorfbewegung eine allerwichtigste Aufgabe, sich auf diese in der Geburtsstunde der ersten Waldorfschule gesprochenen Worte immer wieder zu besinnen. Einige Abschnitte aus Rudolf Steiners Ansprache seien hier wiedergeben (GA 298, S. 22ff):

Rudolf Steiners Worte vom 7. September 1919

Man ... kann nicht – so grotesk das heute noch der Mehrzahl der Menschen klingen mag – mit einer Wissenschaftsgesinnung, die auf der einen Seite allmählich zur Überzeugung gekommen ist, das menschliche Herz sei eine Pumpe, der menschliche physische Leib sei ein mechanistischer Betrieb, man kann nicht mit den Gefühlen und Empfindungen, die aus dieser Wissenschaft heraus fließen, sich selber so beleben, daß man künstlerischer Erzieher des werdenden Menschen sein kann. Unmöglich ist es, gerade aus dem heraus, was unsere Zeit so groß macht in der Beherrschung der toten Technik, die lebendige Kunst des Erziehens zu entwickeln.
Da, meine sehr verehrten Anwesenden, muß ein neuer Geist in die Menschheitsentwickelung eingreifen, der Geist eben, den wir durch unsere Geisteswissenschaft suchen. ... Das Tote – und das ist das Geheimnis unserer gegenwärtigen absterbenden Kultur –, das Tote, es macht den Menschen wissend, es macht den Menschen einsichtig, wenn er es aufnimmt als Naturgesetz; aber es schwächt sein Gemüt, aus dem die Begeisterung hervorgehen soll gerade im Erziehen. Es schwächt den Willen. Es stellt den Menschen nicht harmonisch in das ganze, gesamte soziale Dasein hinein.
Nach einer Wissenschaft suchen wir, die nicht bloß Wissenschaft ist, die Leben und Empfindung selber ist, und die in dem Augenblick, wo sie als Wissen in die Menschenseele einströmt, zu gleicher Zeit die Kraft entwickelt, als Liebe in ihr zu leben, um als werktätiges Wollen, als in Seelenwärme getauchte Arbeit ausströmen zu können; als Arbeit, die insbesondere übergeht auf das Lebendige, auf den werdenden Menschen. Wir brauchen eine neue Wissenschaftsgesinnung. Wir brauchen einen neuen Geist in erster Linie für alle Erziehungs-, für alle Unterrichtskunst.

Man kann gar nicht fragen: Soll man den Menschen mehr für das Menschenwesen erziehen oder mehr für den äußeren Beruf? Denn richtig angesehen, ist schließlich doch beides ein und dasselbe! ...
Mit der Trennung von Erziehung zum Menschen und zum Beruf reichen wir nicht aus, wenn wir als Lehrer, als Erzieher wirken sollen. Da muß in uns etwas leben, was äußerlich nicht sichtbar ist, nicht in einem Beruf, nicht in einem Staatsgefüge, nirgends im Äußeren. Da muß in uns dasjenige leben, was erst die nachfolgenden Generationen auf den äußeren Plan des Lebens bringen werden. Da muß in uns ein prophetisch wirkendes Zusammengewachsensein leben mit der kommenden Entwickelung der Menschheit. Mit diesem Zusammengewachsensein steht und fällt das erzieherisch-künstlerische Fühlen und Denken und Wollen einer Lehrerwelt. Daß fließen kann in die Lehrerwelt dasjenige, was man wissen kann über den werdenden Menschen, wie ein seelisch-geistiges Lebensblut, das, ohne erst Wissen zu sein, Kunst wird, dahin muß eine lebendige Pädagogik und Didaktik der Gegenwart streben. Und von dieser lebendigen Didaktik kann allein dasjenige ausgehen, was in das kindliche Herz, in das kindliche Gemüt, in den kindlichen Intellekt eingehen soll.

Wer genauer beobachten kann, der sieht, wie auch allmählich das Erziehungs- und Unterrichtswesen eingemündet ist in antisoziales Wesen. Nur diejenige Erziehungs- und Unterrichtskunst aber kann fruchtbar sein, durch die der Lehrer von dem Momente an, wo er das Schulzimmer betritt, auf das Kind wirkt wie aus einem einheitlichen Empfinden heraus. Eins muß sein Kindesseele und Lehrerseele durch ein unterbewußtes geheimnisvolles Band, das vom Lehrergeist übergeht in den Kindergeist. Das gibt der Schule ihr soziales Gepräge. Dazu muß der Lehrer fähig sein, in das Kind sich wirklich hineinzuversetzen. Was tun wir heute oftmals? Ja, wir bemühen uns, unser Denken in solche Formen zu bringen, daß wir dem Kinde etwas erklären können. ...
Aber es gibt ein geheimnisvolles Gesetz, wonach man, wenn man so die Dinge zurechtrichtet, nichts richtig im Unterricht erreichen kann. Denn man kann wirklich nur das auf das Kind übertragen, woran man selbst glaubt aus tiefster Seele heraus. ... Wir müssen sprechen, wir müssen wirken können aus dem Geiste der Wahrheit heraus. Wir dürfen niemals aus dem heraus wirken, was heute in der Kulturentwickelung eine so große Rolle spielt: aus dem Geiste der Phrase heraus. Das können wir nur, wenn wir verbunden sind, innerlichst verbunden sind mit allem Menschlichen; wenn wir aufgehen können, noch wenn wir die allerweißesten Haare schon erlangt haben, in dem, was der werdende Mensch seinem Wesen nach ist. Innerlich müssen wir verstehen können den werdenden Menschen. ...
Wir müssen den ganzen Menschen in uns entwickeln, dann wird dieser ganze Mensch verwandt sein mit dem, was wir erzieherisch-künstlerisch an dem Kinde heranzugestalten haben. ... Wir brauchen nicht eine Pädagogik, die auf Experimentalpsychologie gebaut ist, wir brauchen als Erzieher eine Erweckung der lebendigen Menschennatur, die in sich das ganze Kind wieder erlebt, indem sie mit ihm in geistige Beziehung tritt.

Ein flammender Aufruf zu realem Geistesstreben

Ist dies nicht eine wunderbare Perspektive – und ein flammender Aufruf, an der Verwirklichung einer solchen Erziehungskunst zu arbeiten ... indem man an sich als Erzieher arbeitet und immer mehr danach strebt, alles Menschliche in sich lebendig zu machen?

Schildert Rudolf Steiner hier nicht eine allergrößte Aufgabe, die alle Kräfte – alle seelischen Kräfte, alle Begeisterungskräfte – des Erziehers braucht? Ist nicht dies die wesentliche Aufgabe, der der Erzieher sich mit seiner ganzen Willenskraft hingeben muss, wenn er wirklich eine solche lebendige Erziehungskunst entwickeln will?

Und hat Rudolf Steiner nicht immer wieder auf diese Grundlage der Erziehungskunst hingewiesen – ein Streben nach dem lebendigen Geist, dem lebendigen Fühlen, einem begeisterten Wollen, einem innigen Band zu den Schülern?

Doch wie ernst wird dies in der heutigen Waldorfschulbewegung noch genommen? Diese Grundlage aller Erziehungskunst, nach der man doch mit der vollen Kraft seines Wesens streben müsste?

O ja, in öffentlichen Broschüren und auf Webseiten der Schulen ist nach wie vor die Rede davon, dass man in den Waldorfschulen "den ganzen Menschen erzieht". Und intern ist auch immer noch die Rede davon, wie wichtig doch die "Grundlagenarbeit" usw. ist. Aber die Realität, die Wirklichkeit sieht heute doch ganz anders aus!

Rudolf Steiner wollte in seiner Eröffnungsansprache vor allem eines in die Herzen der Anwesenden legen: Das klare Bewusstsein, dass nur aus einem wirklich lebendigen Geist heraus eine Waldorfschule – und überhaupt eine Kulturerneuerung – hervorgehen kann. Die Waldorfschule wurde am 7. September gegründet, drei Wochen vor Michaeli – und es ist deutlich, dass sie eine zutiefst michaelische Mission hatte: Die Auferstehung des wahrhaft Menschlichen aus dem wieder lebendig werdenden Geiste!

Eine Waldorfschule, eine Waldorfbewegung, die dies nicht mehr vermag, die auch gar nicht mehr mit aller Kraft dasjenige erstrebt, was Rudolf Steiner in seinen Eröffnungsworten aussprach, hat das Kostbarste verloren, was ihr notwendig wäre: der innerste Lebenspuls. Ohne das fortwährende tiefe Streben nach diesem verlebendigenden, verwandelnden Geist, nach dieser Ausbildung aller ganzmenschlichen Kräfte, ist wahre Waldorfpädagogik nicht möglich.

... und die reale Situation

Wie sehr die heutige Waldorfbewegung bereits von dem abgekommen ist, worauf Rudolf Steiner in seiner flammenden Ansprache hinwies, zeigen symptomatisch die Reaktionen, die ein Buch erfährt, dem es gerade um eine Auferstehung dieses Ursprungsimpulses geht: "Eine Klasse voller Engel. Über die Erziehungskunst" von Mieke Mosmuller.

Man wirft der Autorin einfach vor, sie kenne die pädagogische Praxis nicht, kenne die Situation in den Ausbildungsstätten nicht – und fertig. In der Monatsschrift "Erziehungskunst" wird keinerlei Besprechung erscheinen, als ob das Buch gar nicht existierte! Und warum? Weil es auch Kritik äußert! Die 'neue' "Erziehungskunst" geht ja nun auch an alle Elternhäuser – und man will auch Eltern als neue Waldorflehrer gewinnen. Kann man da ein schlechtes Licht auf die bestehende "Waldorfpädagogik" werfen? Nein, kann man nicht – und schon wird Kritik zum Tabu, legt sich ein bleierner Schleier der Unwahrhaftigkeit über alles...

Dabei ist die reale Situation der Waldorfbewegung offenkundig – auch Eltern erleben schnell, was an ihrer Schule Realität ist und was nicht. Natürlich bekommt man zunächst nur die Situation der eigenen Schule mit, vieles auch da zunächst nicht... Und wie sieht es an anderen Schulen aus? Das weiß man schon kaum oder gar nicht, erfährt man vielleicht nach und nach durch Freunde und Bekannte... Selbst an der eigenen Schule lernt man zunächst die Unterstufe kennen, die Lage in der Oberstufe erst viel später usw. – Wenn man dann erlebt, wie sehr Ideal und Wirklichkeit auseinanderklaffen, kommen viele Eltern zu der Überlegung, ob eine gute Staatsschule nicht doch besser (gewesen) wäre.

Sehr oft stellt man für sich dann fest, dass die jeweilige Waldorfschule doch in vielem um Längen besser ist als eine Staatsschule. Dennoch melden nicht selten mehrere Eltern ihr Kind spätestens vor Beginn der Oberstufe ab, weitere folgen teilweise in der Oberstufe, und wenn es mit dem Lehrer nicht stimmt, auch schon viel früher... Das alles hat oft nicht damit zu tun, dass die Eltern finden, ihr Kind lerne zu wenig, sondern letztlich doch damit, dass der wahre Geist einer Waldorfschule im Grunde gar nicht wirklich vorhanden ist.

Gemessen an der Staatsschule ist die Waldorfschule oft ganz "wunderbar", gemessen am eigenen Ideal oft furchtbar...

Vom Fehlen wahrer Grundlagenarbeit

Doch was ist nun die Realität in der Waldorfbewegung? Es gibt sehr viele engagierte, überarbeitete und unterbezahlte Lehrer. An Engagement fehlt es nicht, das ist gar keine Frage. Aber wie groß ist die Liebe zu den Grundlagen der Waldorfpädagogik? Zur Anthroposophie, zur Selbsterziehung, zu jener großartigen Aufgabe, die Rudolf Steiner am 7. September 1919 so begeisternd schilderte? "Mit diesem Zusammengewachsensein steht und fällt das erzieherisch-künstlerische Fühlen und Denken und Wollen einer Lehrerwelt." – "Das können wir nur, wenn wir verbunden sind, innerlichst verbunden sind mit allem Menschlichen."

Man hat in den allermeisten Kollegien, vielleicht in allen Schulen, nur noch eine Minderheit, oft sicher sogar nur noch eine Handvoll und manchmal nur noch Einzelne, die das Ideal aus ganzem Herzen so tief empfinden, wie Rudolf Steiner es den Lehrern ans Herz legen wollte. Aus der Praxis heraus wird wohl jeder dieser Lehrer bestätigen können, dass es fast unmöglich ist, eine echte, wahrhaftige Grundlagenarbeit zu verfolgen, also an der Vertiefung der inneren Substanz einer Schule zu arbeiten, wenn nicht das ganze Kollegium dieses Streben hat. Wenn man mit diesem Streben sogar nur noch eine Minderheit ist oder sogar fast allein steht – dann ist ein solches Kollegium völlig "verloren".

Es ist aber eine Tatsache, dass viele Kollegen an der Anthroposophie nicht einmal mehr ein tieferes Interesse haben, geschweige denn eine tief gefühlte innerliche Verantwortlichkeit empfinden, fortwährend an einer Vertiefung zu arbeiten. Und so findet Grundlagenarbeit an vielen (den meisten?) Schulen gar nicht mehr regelmäßig statt. Und das, was sich Grundlagenarbeit nennt, offenbart oft nur, wo das Kollegium in dieser Hinsicht steht. Man liest einen "Steiner-Text", danach ist oft erst einmal lähmende Stille, dann folgen einige doch sehr oberflächliche Beiträge, und dann ist die Zeit schon vorbei und man geht zur Tagesordnung über...

Es mag sehr wohl sein, dass es an vielen Schulen doch noch etwas anders geht – aber es mag doch deutlich werden, was ich zum Ausdruck bringen möchte: Dass nur mit einer tief ernsthaft betriebenen, fortwährenden Arbeit an den wirklichen Grundlagen dieser Pädagogik überhaupt etwas gewonnen werden kann!

Und die innere Arbeit des Einzelnen?

Eine Schule kann keine Waldorfschule sein, wenn die in ihr arbeitenden Menschen im Grunde bleiben, wer und wie sie sind. Und es ist noch keine innere Entwicklung, wenn man überarbeitet von Konferenz zu Konferenz hastet, wenn man sich sehr engagiert, wenn man sich sogar bemüht, sich nicht immer gleich aufzuregen, wenn Kollege X spricht oder der Kopierer wieder einmal kaputt ist. Innere Entwicklung, Verwandlung, Selbsterziehung ist noch etwas ganz anderes.

Wenn man doch nur ein Gefühl dafür hätte, wovon Rudolf Steiner in seiner Ansprache und bei vielen anderen Gelegenheiten gesprochen hat – und was für eine wunderbare Aufgabe dies gibt!

... und den sich entwickelnden Symptomen

Die Qualität, die innere Realität der Grundlagenarbeit des Kollegiums und die innerliche Arbeit jedes Einzelnen sind das wesentlichste Element einer Waldorfschule. Nur so kann die Waldorfpädagogik wahr werden. Rudolf Steiner sagte im Juni 1921: "Wir müssen die Sache innerlich wahrmachen." Wenn dies nicht geschieht, würde die Waldorfschule jede Grundlage verlieren: "Wir werden alles Schöne sagen über die Waldorfschule, aber wir werden auf einem durchlöcherten Boden stehen, bis solche Löcher so groß werden, dass wir keinen Boden mehr haben, auf dem wir herumgehen können."

Wenn die Grundlagen-Arbeit, die innere Arbeit des einzelnen Lehrers und des Kollegiums, nicht stattfinden, dann ist eine Waldorfschule keine Waldorfschule mehr. Die Symptome, die sich dann zeigen, offenbaren die "Krankheit". Und man muss sagen, sie sind heute fast allgegenwärtig. Ich führe Beispiele an, die natürlich nicht alle überall zu finden sind, so wie es auch verschiedene Krankheiten gibt, die jeweils nur einzelne Symptome haben:

- Konferenzen, die als lähmend (statt stärkend und begeisternd) empfunden werden;
- eine ungute Stimmung im Kollegium bzw. zwischen einzelnen Kollegen;
- Konflikte im Kollegium (jede zweite Waldorfschule soll – aus unterschiedlichen Gründen – mit einem Berater arbeiten bzw. schon gearbeitet haben);
- ein Stagnieren jeglicher Entwicklung;
- häufige Ausfälle und Wechsel von Kollegen (im Schnitt sollen Waldorflehrer alle 3-4 Jahre die Schule wechseln!);
- zunehmend Kollegen ganz ohne Waldorfausbildung (gerade in der Oberstufe);
- Probleme mit den Eltern;
- Probleme mit den Schülern...

Es mag sein, dass mehrere solcher Symptome auch noch andere Ursachen haben. Tatsache bleibt, dass eine Schule, die "die Sache innerlich wahrmachen" würde, solche Probleme in wunderbarer Weise meistern würde – dass sie aber überall dort, wo dies nicht geschieht, verstärkt auftreten und sogar oft eskalieren.

Tatsache ist auch, dass die genannten Probleme nur die alleräußersten Symptome für den Verlust der inneren Substanz sind. Ein weiteres Symptom ist etwa der Verlust der inneren Beziehung zu den Lehrplanempfehlungen. Rudolf Steiner sprach ja sogar davon, dass jeder Lehrer wissen müsste, was in der ganzen Schule vorgeht – und auch warum! Nur dann wäre die Schule wirklich ein lebendiger Organismus...

Eine neue Webseite: Vom Wesen der Pädagogik

Aus Sorge um diese weit fortgeschrittene Entwicklung, die eine Entwicklung weg vom Lebensimpuls der Waldorfpädagogik ist, ist diese Webseite entstanden. Man wird sie völlig missverstehen, wenn man ihr (wie auch dem Buch von Mieke Mosmuller, s.o.) "pauschale Kritik" unterstellt. Es mag viele Bemühungen in die richtige Richtung geben – gemeint ist aber die umfassende, generelle, überall doch zu beobachtende Entwicklung![1]

Es muss in der Waldorfbewegung zu einer tief ernsten Besinnung darüber kommen, dass man derzeit die Arbeit an den innersten Lebensgrundlagen der Waldorfpädagogik fast völlig vernachlässigt – ja, dass diese Arbeit in vielen Kollegien im Grunde gar nicht mehr möglich ist. Das ist dann ein tragisches Dilemma, aber wahrnehmen, anerkennen und ihm in seiner vollen Tragik ins Auge schauen sollte man es!

In diesem Sinne soll diese Webseite dazu dienen, die eigentlichen Grundlagen ganz deutlich werden zu lassen.

So entstanden etwa die Aufsätze "10 Fragen zur Gewissensprüfung der Waldorfschulbewegung", "Waldorfpädagogik – eine Gesinnungspädagogik" und "Jede Erziehung ist Selbsterziehung". Mit dem haltlosen Vorwurf, hier werde nur unfruchtbare Kritik geäußert, setzen sich die Aufsätze "Destruktive Kritik?" und "Polarisierung und Spaltung?" auseinander. Wie man heute meint, die Waldorfpädagogik präsentieren zu können, zeigen u.a. die Texte "90 Jahre Zukunft?!" und "Der kompetente Waldorfschüler - und die Lehrer?".

Was kann in die Zukunft führen? Nur ein wirkliches, mit aller Kraft geschehendes Ernstnehmen dessen, was Rudolf Steiner wirklich begründen und ins Leben rufen wollte. – Und ein Ernstnehmen eines wunderbaren Buches ("Eine Klasse voller Engel"), das genau diesen Impuls wiederum aufgreift und ein erneuter Aufruf ist ... ein flammender Aufruf des Jahres 2009...

Fußnote


[1] Jeder tiefer empfindende Waldorflehrer wird alles zuvor Gesagte nacherleben können, ohne es als unberechtigten, persönlichen Angriff oder Kritik empfinden zu müssen – zumal gerade ein solcher Lehrer auch z.B. in seiner eigenen Selbstbesinnung eigentlich immer zu dem Urteil kommen wird, dass (sogar) seine Bemühung oft noch stärker hätte sein können...