27.02.2011

Zum Geburtstag Rudolf Steiners

Gedanken zum 150. Geburtstag des großen Eingeweihten des Abendlandes.


Man kann Rudolf Steiner nur würdigen und ehren, wenn man ihn ernst nimmt – und zwar so ungeheuer ernst, wie dasjenige, was er getan und gebracht hat, genommen werden muss.

Wer unter Tausenden nimmt Rudolf Steiner heute noch so ernst wie etwa Annie Heuser (eine der ersten Waldorflehrerinnen) oder Friedrich Rittelmeyer (der vielleicht größte Theologe der damaligen Zeit)?

Und beim wem hört dieser zugleich demutvolle und mutvolle Ernst nicht auf, wenn er dann solche Worte Rudolf Steiners hört:

Ich muß es sagen, weil man nicht verstehen will, was ich seit Jahren sage, daß durch das System von Stuttgart die anthroposophische Bewegung kaputt gemacht wird, indem nicht hineinzubringen ist, daß man sich kümmert um das, was der Inhalt der Bewegung ist [der anthroposophische Impuls]. Die Waldorflehrerschaft hat es vollständig außer acht gelassen, irgendeinen Kontakt zu suchen. [...] Nun soll die Waldorfschule auch denselben Charakter annehmen, daß sie das Bewußtsein verliert, in was sie darinnensteht. Deshalb muß ich sagen: daß dieser Fall nicht gut ausgeht, das ist selbstverständlich.
15.10.1922, GA 300b, S. 141f.

Richtige treue Pfleger der Waldorfschule werden Sie nur unter den Menschen finden, welche das Anthroposophische verstehen. [...] Aber wenn Sie irgendeine wunderbare Statue aufstellen, Sie schätzen die Statue außerordentlich, und Sie stellen sie auf ein Loch, so werden Sie sehen, daß die Statue bald nicht mehr da steht. Das ist dasjenige, was nicht bedacht wird. Es werden die schönsten Dinge gemacht, aber sie stehen ohne Boden da.
30.3.1923, GA 300c, S. 17f.


Wer unter Tausenden ist denn ein begeisterter Pfleger des Anthroposophischen, ein solcher kompromissloser Sucher, ein so feurig strebender Geist wie Annie Heuser oder Friedrich Rittelmeyer? Der mit voller Demut die Größe der Aufgabe schaut? Der sich nicht hochmütig selbst auf die Schulter klopft, wie sehr er im Anthroposophischen angeblich drinstehe, sondern der mit aller Kraft versucht, immer mehr in das Anthroposophische hineinzukommen? Und der wirklich erkennt und erleidet, wie eine ganze Bewegung den Bezug zu diesem realen übersinnlichen Impuls verliert und aufgibt?

„Es werden die schönsten Dinge gemacht, aber sie stehen ohne Boden da.“

Wir ehren denjenigen, der als Rudolf Steiner gewirkt hat, wenn wir seine Worte wirklich ernst nehmen. (Weitere Zitate hier). Und das bedeutet: Ernster als uns selbst, als unseren Hochmut, unsere Bequemlichkeit, unsere Abneigung gegen eine reale innere Entwicklung, gegen das reale Hineinkommen in das Anthroposophische...