Zitate verschiedenster Menschen über wahre Pädagogik

Was ist wahre Pädagogik? Auch außerhalb der von Rudolf Steiner begründeten Waldorfpädagogik haben Menschen nach einer wirklichen Erziehungskunst gesucht. Die folgenden Zitate mögen in diese Richtung weisen. Hier berühren Pädagogen eine Sphäre, die Rudolf Steiner in ihrer vollen geistigen Realität erkennen und schildern konnte. 

 

Der geborene Lehrer hat in der Gestaltung seines Unterrichts etwas vom gestaltenden Künstler an sich, genau wie das Großmütterlein, das es versteht, ihren Enkelkindern Märchen in packender Weise zu erzählen, genau, wie das Kind selbst, das in seine Illusionsspiele eine ganze Geschichte hineinphantasiert. Ja, das Schauspiel einer vollendeten Unterrichtslektion hatte immer etwas Erhebendes und Faszinierendes für mich. Etwas von der Seligkeit eines Beethovenschen Adagio floß durch meine Seele, wenn ein seltenes gütiges Geschick mir ein solches Schauspiel gewährte, das alle pädagogisch-methodische Kritik verstummen ließ, auch wenn es hier gar nicht nach den Regeln der "pädagogischen Kunst" verlief. Auch der begabteste Lehrer zählt solche Stunden zu den Göttergeschenken.
Man kann sie nicht wollen; sie werden ungewollt, und der Reiz der Stunde liegt weit mehr in dem vollendeten Kontakt zwischen Lehrer- und Schülerseelen, in der Heiligkeit und Hoheit des vom Strome der Liebe getragenen Wechselspiels, als in der äußerlich ästhetischen Vollendung der "abgerundeten Lektion".
● Georg Kerschensteiner: Die Seele des Erziehers und das Problem der Lehrerbildung. Teubner, 1927, S. 106f. | Zit. nach Thomas Lockenvitz: Der pädagogische Takt bei Jakob Muth, o.D., S. 5f.

Der Lehrer hat in seinem Beruf die ständige Aufgabe, sich zu verjüngen. Und Verjüngung ist nur durch ein Leben in der Welt des Geistes möglich. Er muß, wenn man es anders formuliert, ständig auf der Höhe der Zeit zu bleiben suchen. Darum darf er den einmal erschlossenen Gedankenkreis nicht als abgeschlossen ansehen, sondern er muß bestrebt sein, den Kreis immer mehr zu erweitern, und zwar über alle Jahrzehnte seiner Berufsarbeit. Das allein wird ihn befähigen, pädagogischen Takt noch am Ende seines Lehrerseins zu aktualisieren.
● Jakob Muth: Pädagogischer Takt. Monographie einer aktuellen Form erzieherischen und didaktischen Handelns, Quelle u. Meyer, Heidelberg 1962. | zit. nach Jutta Schöler: Jakob Muth 1927-1993. Ein Porträt. Bertelsmann-Stiftung, 2013, S. 11.

Wir müssen sprechen, wir müssen wirken können aus dem Geiste der Wahrheit heraus. [...] Das können wir nur, wenn wir verbunden sind, innerlichst verbunden sind mit allem Menschlichen; wenn wir aufgehen können, noch wenn wir die allerweißesten Haare schon erlangt haben, in dem, was der werdende Mensch seinem Wesen nach ist. Innerlich müssen wir verstehen können den werdenden Menschen. [...]
Wir brauchen [...] als Erzieher eine Erweckung der lebendigen Menschennatur, die in sich das ganze Kind wieder erlebt, indem sie mit ihm in geistige Beziehung tritt.
● Rudolf Steiner, 7.9.1919, GA 298, S. 30-32, Ansprache zur Eröffnung der Waldorfschule.